Zum Ursprung der Fastnacht

Wir alle feiern Jahr für Jahr Karneval. Doch der eigentliche Ursprung dieses Brauches ist wohl den wenigsten bekannt. Der folgende Beitrag soll etwas über die einzelnen Bräuche der Fastnacht und deren Entstehen aufklären.

Obwohl der Vorfrühling eher eine triste Jahreszeit ist, fallen seit Menschengedenken die ausgelassensten Feste in diesen Zeitraum: Die Juden feiern im Februar oder März seit alters her das Purim, die Griechen hatten spezielle Feste zu Ehren ihres Wein- und Fruchtbarkeitsgottes Dionysos, die Germanen veranstalteten einen fröhlichen Umzug für ihre Erdgöttin Nerthus -- und heute feiert man in vielen Ländern Karneval.

Mummenschanz, Umzüge, Musik, Tanz und Trunk kannte man vor über 4000 Jahren auch schon in Mesopotamien. Einmal im Jahr begingen sie den Kult ihrer Fruchtbarkeitsgöttin, bei dem sich Männer als Frauen schminkten, Frauen sich als Krieger kleideten und im Anschluss an eine Prozession ein Volksfest stand, bei dem das Bier in Strömen floss.

Doch der Karneval selbst entstand erst im Mittelalter. Sein Ursprung ist vom kirchlichen Fastengebot nicht zu trennen. Papst Gregor der Große hatte verfügt, dass ein Christ in Anlehnung an Jesu 40-tägigen Aufenthalt in der Wüste 40 Tage vor Ostern fasten müsse; 1091 wurde der Aschermittwoch als Beginn der Fastenzeit festgelegt. So machte die Kirche angesichts der in dieser Jahreszeit zur Neige gehenden Wintervorräte aus der Not eine Tugend und deutete das Fasten als Dienst an Gott.

"Karneval" geht auf das mittelalterliche Lateinwort "carnelevare" zurück. "Carne" bedeutet "Fleisch" und "levare" „Wegnahme": Der Name bezieht sich also wie "Fastnacht", auf die dem Fest folgende Fastenzeit. Ähnliches gilt für den bayerisch- österreichischen "Fasching." Er geht auf den "vastschanc" zurück, den Ausschank des als Fastentrunk gebrauten Starkbiers.
Ursprünglich war die Fastnacht nur der Abend vor Aschermittwoch. Ein großes Festessen, bei dem die weltlichen und geistlichen Herren ihre Bediensteten bewirteten, war wohl der älteste Fastnachtsbrauch. Später kamen öffentliche Lustbarkeiten, wie Turnierspiele und Mummenschanz hinzu.

Im 18. Jahrhundert hielt das Wort "Carneval" Einzug in Deutschland, wobei prunkvolle Kostümfeste an den Höfen gefeiert wurden.

Die heute dominierende Form des Karnevals mit der Mischung aus Sitzung, Straßenumzug und Ball bzw. Kneipenfest entwickelte sich gegen 1820 in Köln. Karneval feiert man in den katholischen Gebieten, im konfessionell gemischten Südwesten und in der Mitte Deutschlands. Im protestantischen Norddeutschland dagegen starb der Karneval aus, weil Reformatoren wie Luther das Fastengebot aufhoben, womit die Fastnacht ihren religiösen Hintergrund verlor.

Im Karneval ist die gewohnte Ordnung aufgehoben, das gilt bis heute. Die Macht geht über auf die närrische Gegenregierung unter Seiner Tollität Prinz Karneval und seinem Kabinett, dem Elferrat. Unter der Narrenmaske sind die Standesunterschiede aufgehoben, und im Schutz der Anonymität darf man öffentlich die Obrigkeit vorführen - ob auf Motivwagen wie beim rheinischen Karneval, ob durch Bänkelsänger, die von Lokal zu Lokal ziehen wie in Basel, oder durch Narren, die auf der Gasse Spottverse aufsagen, wie in Schwaben. Unmäßiges Essen und Trinken wird toleriert, selbst die sprachliche Normalität ist aufgehoben: "Helau!", was von "hellauf" kommt und "Alaaf!" wie in Köln, was wörtlich "all ab" heißt, ursprünglich "Platz da" bedeutete und heute "Es lebe hoch" meint, sind die Schlagwörter der Fastnacht.Oder Eisenberg Ei,Ei aus dem Moritzburg .

Wer sich richtig ausgetobt hat, sieht danach in seinem Katzenjammer die Vorteile der normalen Ordnung von selbst ein. So konnte die Kirche also aus vielerlei Gründen den Karneval akzeptieren und brauchte auch nichts gegen den Kölner "Rosenmontag" zu unternehmen, der vermutlich mit "rasen" bzw. "tollen" zu tun hat. Anders als heute war gerade der rheinische Karneval noch vor 150 Jahren eine politische Angelegenheit. Die Regentschaften diverser Tollitäten verulkten die Monarchie: Die Uniformen der Garde und ihr Narhallamarsch verhohnepipelten das Militär und die Prunksitzung mit ihren Büttenreden bot das Zerrbild einer politischen Versammlung.